Stand: Dezember 2005
Einleitung
Mein Silent-PC
Ziele bei der Systemzusammenstellung
Komponenten
Beurteilung
Messreihen
Tipps & Tricks
Entkopplung
Lüfter
Gehäusebelüftung
Schalldämmmatten
Systemstabilität
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Nachfolgend beschreibe ich mein PC-System. Dabei geht es mir eigentlich darum, Tipps+Tricks zu geben, was den Selbstbau von Silent-PCs betrifft. Vielleicht kann sich jemand daraus die eine oder andere Anregung für seinen eigenen PC holen.
Das Ganze wird in einer relativ losen Form präsentiert und ist kein Musterbeispiel für eine saubere Gliederung.
Was hat das mit Vim zu tun? Nichts.
Naja, man kann krampfhaft einen Zusammenhang zum Thema Vim herstellen, wenn man behauptet, daß man einen PC braucht, um Vim verwenden zu können – was ich jetzt hiermit tue – und schwupps sind wir wieder On-Topic 😉
Mein Silent-PC
Ziele bei der Systemzusammenstellung
Die Ziele bei der Systemzusammenstellung waren:
- zeitgemäße Leistung für einen Büro-PC (Stand Dezember 2005)
- Silent-PC, d.h. ein möglichst leiser PC
- hohe Systemstabilität
- niedrige Temperaturen im PC bzw. bei dessen Bestandteilen (erhöht Lebensdauer und Systemstabilität)
- Linux-Tauglichkeit
- ääähmm, und Vim muß lauffähig sein 🙂
Hier die Innenansicht des Ergebnisses:
Komponenten
Der PC besteht aus den folgenden Komponenten:
Komponenten | |
---|---|
Gehäuse | CoolerMaster CM Stacker STC-T01 Big-Tower mit den stattlichen Abmessungen von 23 x 59 x 54 cm (B x H x T) und dem noch stattlicheren Gewicht von satten 0,0147 Tonnen. (Das Lüftungsgitter oben ist nicht das original Gitter.) |
Netzteil | Tagan TG380-U01 (380 W) Vom Gehäuse durch Sharkoon-Netzteildämpfer entkoppelt. |
Verbaute Lüfter |
|
CPU-Kühler | XP-90C von Thermalright, Wärmeleitpaste Arctic Silver 5. |
CPU | AMD Athlon 64, 3000+, Venice, E6-Stepping, Sockel 939, mit Cool ’n‘ Quiet Technik |
Grafikkarte | Asus N6200TC-128TD, PCIe, 128 MByte, 64 Bit, Nvidia GeForce 6200 TC, passiv gekühlt, DVI + VGA (dual) kaum 3D-Leistung, eher als Office-Grafikkarte zu sehen (was auch deren Einsatzzweck ist) |
DVD-Brenner | BenQ DW-1640, schwarz, IDE |
Festplatte | Samsung SP2004C, SATA, 200 GByte, 8 MByte Cache sehr leisen Sharkoon HDD-Vibe-Fixer montiert (scheint identisch zum NoiseMagic-Rahmen zu sein). Festplatte mit stark gebremsten 80x80mm Lüfter zur Kühlung betrieben (siehe oben unter Lüfter). Die Festplatte wird allerdings auch ohne Kühlung nicht zu sehr warm. |
Speicher | 2 x Infineon, DIMM 512 MByte, DDR-400, PC 3200 Dieser Typ ist vom Mainboard-Hersteller als kompatibel gelistet zum verwendeten Board. |
Kabel | IDE Rundkabel |
Sonstiges | Eigentlich war noch ein Floppy-Laufwerk vorgesehen. Da das Booten von USB-Sticks aber super funktioniert, habe ich auf das Floppy-Laufwerk verzichtet. |
Beurteilung
Gleich eines vorweg: Begriffe wie „laut“ und „leise“ sind natürlich rein subjektiv. Was ich als leise empfinde, kann ein anderer als störend laut empfinden und umgekehrt.
Wenn jemand den ganzen Tag vor einem Server mit einem Dutzend SCSI-Hochleistungsfestplatten sitzt, wird er jeden anderen PC (auch die vom Aldi) als sehr sehr leise empfinden.
Um die Einschätzung von meinem laut/leise-Empfinden zu erleichtern: Ich hasse es, wenn beim konzentrierten Arbeiten irgendwelche dauernden Störgeräusche um mich herum sind. Ich habe daher schon vor langer Zeit meine PCs auf leise hin ausgerichtet. Ich bin also, was die Lautstärke bei PCs betrifft, eher von empfindlicher Natur 😉
Hinweis: Als AC/DC-Fan bin ich allerdings vermutlich bereits hörgeschädigt und nehme nur noch einen Bruchteil der Geräusche um mich herum wirklich wahr.
Der Standort des PCs hat ebenfalls erheblichen Einfluss darauf, ob ein PC als laut oder leise empfunden wird. Mein PC steht weit unter einem Tisch, der eine 4 cm Massivholzarbeitsplatte hat. Dort ist er natürlich leiser, als wenn er auf dem Tisch direkt neben meinen Ohren stehen würde.
Kurz und gut: Ich empfinde die Lautstärke des oben beschriebenen Systems als sehr leise.
Es sind lediglich leise Windgeräusche der Lüfter zu hören, aber kein störendes Geräusch (kein hochfrequentes Klappern…). Die Festplatte hört man nur ganz ganz leise, wenn die Köpfe springen. Das Akkustikmanagement der Platte ist aus.
Die verbleibenden Geräusche dürften zum einen hauptsächlich vom CPU-Lüfter stammen, der ungebremst läuft und zum anderen vom Netzteillüfter.
Der DVD-Brenner macht allerdings den üblichen Lärm. Als leises reines DVD-Laufwerk kann man das Asus E616P2 empfehlen (derzeit ist in dem PC kein DVD-Laufwerk eingebaut, nur der Brenner).
Wer viel mit CDs/DVDs arbeitet, sollte sich neben dem Brenner ein reines DVD-Laufwerk einbauen, das leise ist (eben z.B. das Asus E616P2).
Anmerkung: Beim Video-Schauen ist der Brenner deutlich leiser als beim Datenlesen, da die Umdrehungszahlen wesentlich geringer sind.
Weitere Möglichkeiten zur Lärmreduzierung bei diesem System wären:
- gedrosselter oder temperaturgeregelter CPU-Lüfter
- Entfernung des Lüftungsgitters für den hinteren Gehäuselüfter
- Entkopplung der beiden Netzteillüfter
- sehr bedingt Schalldämmmatten (?)
Rein aus Neugierde habe ich etwas mit den Schalldämmmatten Magic Fleece von A Conto experimentiert. Hier das Ergebnis:
- Keine schlechtere Kühlung, sofern alle Luftein/-auslässe am Gehäuse offen bleiben.
- Eine nur sehr geringe Reduktion der Lautstärke. Dies gilt auch dann, wenn man das Gehäuse bis auf unten vorne und hinten oben bei den Lüftern komplett isoliert, was dann allerdings zu einer Temperaturerhöhung von 2 – 4 °C führt.
Etwas gedämpft wurden die Festplattengeräusche (Schreib-/Leseköpfe) und das DVD-Laufwerk. Da ich einen guten Kompromiss zwischen Dämmung und Temperatur gefunden habe – siehe Variante 2.9 unten – habe ich die Matten im Gehäuse gelassen.
Dieses Ergebnis war zu erwarten und wird auch mit anderen Matten von anderen Herstellern nicht viel anders ausfallen. Im Internet gibt es in diversen Foren genügend derartiger Erfahrungsberichte. Ein bereits leises System lässt sich mit Schalldämmmatten nicht mehr spürbar leiser machen.
So recht geglaubt habe ich dies bisher nicht, jetzt bin ich schlauer 😉 Siehe auch meine Kommentare zu diesem Thema hier.
Noch kurz zum Gehäuse. Ich persönlich finde den CM Stacker STC-T01 von Coolermaster sehr gut. Es bietet viel Platz und lässt einem durch seine mehr als ausreichend vorhandenen Lufteinlässe alle Freiheiten beim Lüftungskonzept.
Messreihen
Ich habe mit diversen Variationen des oben vorgestellten Systems Temperaturmessungen durchgeführt. Diese sind nachfolgend dokumentiert. Anhand der Zahlen kann man sich selbst ein Bild davon machen, welche Maßnahme sich wie auf die verschiedenen Temperaturen auswirkt.
Auf die Lautstärke des Systems hatte keine der Variationen einen gravierenden positiven oder negativen Effekt.Die Raumtemperatur betrug ca. 21 °C.
Gemessen wurde im Kaltzustand (beim Einschalten), nach 1h normale Aktivitäten wie Surfen, Software installieren, Emails schreiben… Danach wurde CPUburn für mehr als 40 Minuten laufen gelassen (Einstellungen K7, 64kByte, Priorität Mittel). Die Priorität hat anscheinend keinen Einfluss auf die CPU-Auslastung, da mit „Hoch“ die gleichen Werte erzielt wurden.
Wenn nicht anders angegeben, wurden die Lüfter so betrieben, wie in der obigen Komponentenauflistung beschrieben.
Cool ’n‘ Quiet war aktiv! Keine Übertaktungen.
Anmerkung: Bei dem nachfolgend erwähnten 3-4 Modul handelt es sich um einen mit dem Gehäuse gelieferten Einbauschacht, der aus drei 5 1/4″ Schächten vier 3 1/2″ Einbauschächte macht. Das Modul besitzt einen einsaugenden 120 mm Lüfter zur Gehäusefrontseite hin.
- 1.1: Lüfter wie oben beschrieben, aber Lüfter des 3-4 Moduls aktiv. Festplatte im 3-4 Modul. 3-4 Modul ca. auf Höhe der Gehäusemitte (Höhe Chipsatz). Keine Schalldämmungsmatten (Magic-Fleece). Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU 20 23 28 Mainboard 22 31 31 HDD 18 23 23 - 1.2: wie 1.1, aber Lüfter im 3-4 Modul aus. Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU 18 23 27 Mainboard 21 31 32 HDD 15 30 31 - 1.3: Festplatte auf Rahmen mit Lüfter außerhalb des 3-4 Moduls. 3-4 Modul am Gehäuseboden. Lüfter im 3-4 Modul an. Keine Schalldämmungsmatten (Magic-Fleece). Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU 20 23 27 Mainboard 21 32 33 HDD 18 22 22 - 1.4: wie 1.3, aber Lüfter im 3-4 Modul aus. Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU 20 22 27 Mainboard 21 33 34 HDD 18 21 21 Nach 8 Stunden im normalen Büroalltagsbetrieb wurde nochmal gemessen: CPU 23 °C, Mainboard 32°C, Festplatte 22°C.
Bei den nachfolgenden Messungen wurde mit Schalldämmungsmatten Magic Fleece experimentiert. Zusätzlich wurden die Temperaturen in der Gehäusemitte (Gehäuse M) und im Gehäuse hinten unten (Gehäuse HU) vermessen.
- 2.1: Kein Magic Fleece. Festplatte auf Rahmen mit Lüfter. 3-4 Modul unten ohne Lüfter. Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU 20 25/26 36 Mainboard 22 32 34 HDD 18 21 22 Gehäuse M 21,0 21,6 22,7 Gehäuse HU 21,1 21,5 22,4 - 2.2: wie 2.1, aber Lüfter im 3-4 Modul an. Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU – 25/26 36 Mainboard – 32 33 HDD – 22 22 Gehäuse M – 21,7 21,7 Gehäuse HU – 22,1 21,9 - 2.3: Mit Magic Fleece vollständig gedämmt (außer bei den verwendeten Lüfter Ein-/Auslässen). Festplatte auf Rahmen mit Lüfter. 3-4 Modul unten ohne Lüfter. Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU – 28/29 41 Mainboard – 34 36 HDD – 23 24 Gehäuse M – 22,4 23,0 Gehäuse HU – 23,3 24,0 - 2.4: Wie 2.3, aber Lüfter im 3-4 Modul an. Temperaturen [°C]:
Einschalten Normal CPUburn CPU – 29 40 Mainboard – 34 34 HDD – 23/24 23/24 Gehäuse M – 22,5 23,0 Gehäuse HU – 23,5 23,6 - 2.5: Wie 2.3. Einen extra 120 mm Lüfter innen am 3-4 Modul schräg aufgestellt, so dass er Luft schräg über das Mainboard bläst. Der Lüfter wurde mit 8 V betrieben.
Keine spürbare Änderung gegenüber 4. - 2.6: Wie 2.3, aber Lufteinlass im Boden frei. Ein an 7 Volt betriebener 120 mm Lüfter am Lufteinlass im Gehäuseboden.
Einschalten Normal CPUburn CPU – 28/29 40 Mainboard – 28 29 HDD – 23/24 23/24 Gehäuse M – 22,5 22,6 Gehäuse HU – 22,9 22,9 Die Temperatur des Grafikprozessors betrug 57 °C.
- 2.7: Wie 2.6, aber Lüfter am Boden aus.
Einschalten Normal CPUburn CPU – 29 39 Mainboard – 28 29 HDD – 23/24 23/24 Gehäuse M – 22,9 22,8 Gehäuse HU – 22,8 22,8 Die Temperatur des Grafikprozessors betrug 63 °C.
- 2.8: Mit Magic Fleece gedämmt, außer bei den verwendeten Lüfter Ein-/Auslässen, der Bodenplatte und am Seitenlüfter auf der linken Gehäuseseite. Festplatte auf Rahmen mit Lüfter. 3-4 Modul unten ohne Lüfter.
Einschalten Normal CPUburn CPU – 28 – Mainboard – 36 – HDD – 24 – Gehäuse M – – – Gehäuse HU – – – Diese Variante wurde gleich wieder verworfen, weil hier die Mainboardtemperatur angestiegen ist.
- 2.9: Mit Magic Fleece gedämmt, außer bei den verwendeten Lüfter Ein-/Auslässen, der Bodenplatte und am Lufteinlass auf der rechten Gehäuseseite. Festplatte auf Rahmen mit Lüfter. 3-4 Modul unten mit Lüfter.
Einschalten Normal CPUburn CPU – 28 38 Mainboard – 33 34 HDD – 24 24 Gehäuse M – 22,1 22,6 Gehäuse HU – 23,1 23,6
- 2.10: Wie 2.9, aber ohne Lüfter im 3-4 Modul.
Einschalten Normal CPUburn CPU – 28 38 Mainboard – 35 36 HDD – 24 24 Gehäuse M – – 22,7 Gehäuse HU – – 22,8
Tipps & Tricks
Hier ein paar Tipps & Tricks zum Thema Bau von leisen Rechnern.
Silent-PC heißt: Höhere Kosten, Kompromisse bei der Leistung, mehr Sorgfalt und Zeitaufwand bei der Auswahl der Komponenten.
Wichtigster Grundsatz beim Zusammenstellen eines leisen Systems ist:
!!! Schallvermeidung geht vor Schalldämmung !!!
Einen lauten PC bekommt man durch Schalldämmung nur leiser, aber nicht wirklich leise.
Bei fast allen Komponenten muss daher strikt darauf geachtet werden, dass sie leise sind – am besten so leise wie möglich. Einzige Ausnahme könnten Laufwerke sein, die nur selten in Betrieb sind. Also z.B. ein DVD-Laufwerk, wenn dieses nur ab und zu zur Datensicherung oder zum Installieren von Software benötigt wird. Ansonsten muss unbedingt obiger Grundsatz beherzigt werden.
Bei dem Ziel einen leisen PCs zu bauen, darf nicht die Temperatur der Komponenten außer acht gelassen werden. Für ein stabiles System sollten folgende Faustregeln berücksichtigt werden: Die Luft im Gehäuse sollte nie wärmer als 40 °C sein. Die einzelnen Komponenten sollten nicht wärmer als 50 °C werden. Ausnahme: Wenn sich Temperaturangaben auf das Silizium von Chips beziehen (CPU-Kern, Grafikprozessor-Kern, Chipsatz-Kern). Je nach Spezifikation dürfen hier deutlich höhere Temperaturen vorkommen.
In der Halbleiterei gilt außerdem folgende Faustformel: Eine Reduktion der mittleren Temperatur einer Komponente um 10 °C halbiert dessen Ausfallwahrscheinlichkeit.
Also, nicht nur an die Lautstärke denken, sondern auch an die Temperaturen.
Einen Hochleistungs-Gamer-PC mit Highend 3D-Grafikkarte leise und(!) kühl zu bekommen ist mit wesentlich mehr Aufwand und Kosten verbunden, als dies bei einem Büro-PC der Fall ist. Büro-PC heißt für mich:
- Programmieren
- Zwei-Schirm-Betrieb
- typische Büroaufgaben wie Tabellenkalkulation, Datenbanken, Textverarbeitung
- Internet (Surfen / Chatten / Emails ….)
- Video-, Audio-, Foto-, Bild-Berarbeitung
- Videos anschauen, Audio abspielen
- Zeichnen (CAD, Layout)
- Mathematik
- Simulationen
- eine max. zwei IDE/SATA Festplatten und keinen SCSI-Plattenpark
- u.ä. …
Diese beiden PC-Arten (Gamer-PC und Büro-PC) stehen Silent-mäßig fast im Widerspruch. Wer viel am PC arbeitet und nur sehr selten moderne 3D-Spiele spielt, sollte sich überlegen, ob er nicht das Geld investiert und einen eigenen Spiele-PC aufbaut oder eine pflegeleichtere Spielekonsole anschaft, anstatt einen Allround-PC zu bauen, der nur mit hohem Aufwand und Kosten wirklich leise und ausreichend kühl zu bekommen ist.
Erhebliche Krachmacher sind kleine (40x40mm) schnelldrehende Lüfter, wie sie vor allem auf Grafikkarten und Mainboards verwendet werden. Die Dinger sind wirklich grausam. Also unbedingt auf passiv gekühlte Mainboards und Grafikkarten achten – oder sich schon mal Gedanken um einen möglichen Ersatz dieser Lüfter machen.
Die nötigen Lüfter müssen möglichst leise sein. Auch Lüfter im Netzteil (gerne vergessen). Damit sie auch auf Dauer leise bleiben, sollte darauf geachtet werden, dass die Lüfter über hochwertige Lager verfügen.
Bei der Auswahl von geeigneten Silent-Komponenten helfen vor allem die Testurteile in den einschlägigen Computermagazinen. Erste Wahl dürfte hier die c’t sein, die immer auch die Geräuschkulisse bei den Tests mit einbezieht; und das auch schon zu Zeiten, als es das Wort Silent-PC noch gar nicht gab. Dickes Lob an dieser Stelle an den Heise-Verlag.
Auch bei Festplatten ist es wichtig, dass sie möglichst leise sind, da sie ständig in Betrieb sind.
Bei der Auswahl der CPU sollte man nicht unbedingt zum aktuell schnellsten Prozessor greifen. Etwas „betagtere“ Ausführungen der entsprechenden Familie sind nicht nur genügsamer was die Stromaufnahme betrifft, sie sind meist auch spürbar billiger und für den anvisierten Büro-PC mehr als ausreichend.
Derzeit (Anfang 2006) sind die aktuellen Prozessoren von AMD (Athlon64…) deutlich weniger stromhungrig als ihre Kollegen von Intel. Vor allem AMDs Cool ’n‘ Quiet Technik sorgt bei geringer Systemlast für eine deutliche Reduktion der Leistungsaufnahme.
Die mit der CPU gelieferten Kühler sind zwar von der Kühlleistung meist sehr gut, aber für einen Silent-PC in der Regel nicht zu gebrauchen. Hat man keine anderweitige Verwendung für diesen Kühler und kann man auf die verlängerte Garantie, wie sie in der Regel bei Retail CPUs gewährt wird, verzichten, kann man getrost die etwas billigere Bulk-Version des Prozessors nehmen.
Bei der Auswahl des Kühlers sollte man beachten, daß die in CPU-Nähe liegenden Spannungsregler mitgekühlt werden.
Entkopplung
Alles was sich dreht und somit vibriert, sollte entsprechend gedämpft werden. Bei Festplatten sind die Festplattenrahmen von NoiseMagic zu empfehlen (die Sharkoon scheinen baugleich zu sein). Bei Lüftern ist ebenfalls auf Dämpfung zu achten. Z.B. mit Rubber Bolts von Sharkoon o.ä. oder mit Lüfter-Dämpfer Anti-Vibe (ebenfalls Sharkoon).
Da auch das Netzteil Lüfter hat, sollte auch dieses entsprechend mechanisch vom Gehäuse entkoppelt werden. Oder besser: Die Lüfter im Netzteil selbst entkoppeln.
Entkoppeln heißt hier generell: Das Teil mit einem sich drehenden Element (Lüfter, Festplatte, Netzteil) darf an keiner Stelle direkt oder über Schrauben mit dem Gehäuse verbunden sein. Alle entsprechende Stellen sind mit weichen Matten, Gummislicks, Gummi-Beilagscheiben o.ä. zu versehen.
Nicht bei allen Gehäusen / Lüftern ist eine Entkopplung über Gummislicks o.ä. erfolgreich. Siehe bei oben beschriebenem PC mit dem Lüfter im Gehäusedeckel. Die beste Entkopplung erreicht man, wenn man den Lüfter über sehr weiche Gummis (Haushaltsgummi) aufhängt, was aber nicht überall möglich und sinnvoll ist. Dabei ist aber darauf zu achten, daß das ganze noch ausreichend verwindungsstabil ist und nicht zu schlingern/vibrieren beginnt, wenn der Lüfter läuft. Abgesehen davon, daß ein schlecht aufgehängter Lüfter keinen professionellen Eindruck machen würde, hätte dies auch unter anderem negative Auswirkungen auf die Lebensdauer des Lüfterlagers.
Die Lüfter selbst sind im allgemeinen durch Entkopplung sehr leise zu bekommen. Was aber unter Umständen lauter als der Lüfter selbst ist, sind die Geräusche, die verursacht werden, wenn der Luftstrom des Lüfters verwirbelt wird. Also, wenn der Luftstrom auf etwas trifft wie Kühlkörper oder engmaschige Lüftergitter.
Lüftergitter sollten also entfernt werden (notfalls aussägen).
Der (gedrosselte) Lüfter im Gehäusedeckel ist z.B. ohne Lüftergitter selbst in geringer Entfernung nicht mehr zu hören. Setzt man dann das original Lüftergitter von Coolermaster darauf, ist der Luftstrom sehr deutlich zu hören. Deshalb habe ich das Lüftergitter durch ein anderes erfolgreich ersetzt. An dieser Stelle wollte ich nicht ganz auf einen Filter verzichten, da sonst evtl. wegen der waagrechten Lage zu viel Staub in das System gekommen wäre.
Lüfter
bei gleicher Fördermenge im Vergleich zu einem kleineren Lüfter langsamer drehen. Große Lüfter sind daher kleineren wenn möglich vorzuziehen. Hier ist bereits beim Gehäuse darauf zu achten, daß 120mm Lüfter zur Be- und Entlüftung eingesetzt werden können.
Lüfter können über Vorwiderstände gedrosselt werden. Dabei ist darauf zu achten, daß der spezifizierte Spannungsbereich des Lüfters nicht zu weit unterschritten wird, um noch einen sicheren Anlauf des Lüfters zu gewährleisten. Besser – aber auch deutlich teurer – als ein bloßer Vorwiderstand sind hier die Lüfterregelungen von NoiseMagic. Diese lassen den Lüfter mit 12 V anlaufen und regeln dann entsprechend der Temperatur die Lüfterspannung herunter. Durch die anfängliche kurze 12 V-Phase ist sichergestellt, daß der Lüfter anläuft und es werden Staubablagerungen besser weggeblasen.
Vor- und Nachteile Widerstand:
+ gleichbleibende Kühlleistung
+ günstig
+ Lüfter ist ganz individuell auf einen fixen Arbeitspunkt einstellbar Z.B. Festplattenlüfter: Hier macht im konkreten Fall eine Temperaturregelung des Lüfters keinen Sinn, da selbst bei hoher Systemlast die Temperatur der Festplatte nicht über 23 °C steigt (siehe Temperaturmessungen).
– bei geringer Systemlast wird der PC nicht leiser (dafür halt als Vorteil gleichbleibende Kühlleistung)
Vor- und Nachteile von Lüfterregelungen wie etwa NoiseMagic NMT-2 / NMT-3:
+ sicherer Anlauf bei 12 V
+ bessere Staubbefreiung durch 12V-Anlauf
+ leiser bei geringer Systemlast
– bei geringer Systemlast geringere Kühlleistung und somit höhere Temperaturen
– deutlich teurer als Vorwiderstand (ca. 8 Euro gegenüber 15 Cent)
Bei den Lüftern ist darauf zu achten, daß sie qualitativ hochwertige Lager haben. Papst ist hier als Hersteller meistens eine gute Wahl. Gleitlager sind den Kugellagern vorzuziehen, da sie bei gleicher Drehzahl leiser und langlebiger sind.
Gehäusebelüftung
Wie generell gilt auch bei der Gehäusebe- und -entlüftung, lieber große und langsam drehende Lüfter verwenden als kleine und schnell drehende. Das richtige Gehäuse vorausgesetzt kann man große Lüfter (120×120 mm) ohne Platzprobleme verbauen.
Man kann auch mehrere Lüfter einsetzen und diese dann entsprechend noch langsamer drehen lassen, sofern diese parallel geschaltet sind.
Auf einen einblasenden Lüfter kann man in der Regel verzichten. Mir fallen zwei Situationen ein, in denen ein einblasender Lüfter jedoch Sinn machen kann:
- Wenn man einen bestimmten Punkt – z.B. die Festplatte – mit Frischluft kühlen will.
- Wenn das Gehäuse über viele Lufteinlässe verfügt, kann man durch einen einblasenden Lüfter an der Stelle, an der sich der Lüfter befindet, einen bevorzugten Lufteinlass schaffen und so den Luftstrom durch das Gehäuse beeinflussen.
Ein wesentlicher Grundsatz bei der Gehäusebelüftung ist: Es muss ein Luftstrom möglichst durch das ganze Gehäuse entstehen.
Dies erreicht man beispielsweise, wenn Luft vorne angesaugt wird (aktiv mit Lüfter oder passiv nur durch Lüftungslöcher) und hinten ausgeblasen wird. Das klassische Modell sieht etwas vereinfacht so aus:
Hinten Vorne +------------------------+ O Netzteil| | <-- O <-\ | | +---- \ --+ | | | | O OOOOO | <-- O -- CPU \ | O \ OOOOO \ | | \ \ | | \ \ | | \________\ | | \ o | \------- o <-- | o +------------------------+ Legende: O O Lüfter O Pfeile kennzeichnen den Luftstrom
Wie man sieht, geht der Luftstrom vorne unten rein und hinten oben raus. Es ist eine klare Richtung vorgegeben. Es entsteht ein gleichmäßiger breit verteilter Luftstrom.
Das Coolermaster Gehäuse und das Tagen-Netzteil ermöglichen ein meiner Meinung nach etwas besseres Lüftungskonzept. Hier wird der Luftstrom breiter auf das Gehäuse aufgeteilt. Dies wird durch zwei Dinge erreicht:
- Das Gehäuse hat zusätzlich oben einen Luftauslass mit Lüfter, am Boden und an der rechten Gehäuseseite (die Lufteinlässe vorne oben und an der linken Gehäuseseite habe ich verschlossen).
- Das Netzteil hat nicht unten den Lufteinlass sondern in Richtung PC-Vorderseite und hat zwei Lüfter.
^ | Hinten | Vorne +-------------OOO--------+ O NetzteilO | | <-- O <------O-\ | | +---------+ \ | | | \| | O OOOOO |\ | <-- O -- CPU -\ |\\x | O \ OOOOO \ |\-x | | \ \|\-x | | \ \--x | | \__________\ | | ^ \ O | | \----- O <-- | | O +-------xxxxxxx----------+ Legende: x seitlicher Lufteinlass (rechts) x O O Lüfter O Pfeile kennzeichnen den Luftstrom
Dieses Lüftungskonzept wurde bei dem oben vorgestellten PC angewendet. Hier macht der einblasende Lüfter meiner Meinung nach Sinn, da so die Luft bevorzugt von vorne unten eintritt und weniger Luft durch die mit x gekennzeichneten Öffnung angesaugt wird. Die Messungen 2.9 und 2.10 zeigen, dass ohne den einblasenden Lüfter die Mainboard-Temperatur um 2°C höher liegt.
Je nach Situation im Gehäuse kann ein Lüfter, der entgegen des Luftstroms arbeitet (z.B. ein Lüfter der auf der Gehäuserückseite einbläßt) dazu führen, dass es zu einem Strömungskurzschluss kommt (bei einem Lüfter kommt die kalte Luft ins Gehäuse hinein und bei dem anderen Lüfter sofort wieder raus, ohne dass das Gehäuse durchströmt wird). So können Inseln entstehen, in denen kein ausreichender Luftaustausch mehr erfolgt.
Die richtige Platzierung von Lüftern im Detail ist eine Wissenschaft für sich und ist sehr von den Gegebenheiten im Gehäuse abhängig. Hier hilft nur experimentieren am konkreten Objekt (und an den richtigen Stellen Temperaturmessungen durchführen).
Noch ein Tipp: Rundkabel statt den üblichen Flachbandkabel behindern die Luftzirkulation deutlich weniger.
Schalldämmung
Meine Erfahrung und der vieler anderer (siehe diverse Internet-Foren): Einen bereits leisen PC bekommt man mit Dämmmatten nicht spürbar leiser.
(Warum habe ich dann welche verbaut? Weil ich mit den Matten experimentieren wollte und weil ich davor noch zu denen gehört habe, die obige Aussage nicht unbedingt geglaubt haben und weil ich sie eben jetzt habe und weil ich mir einbilde(!), dass die Kopfbewegungen der Platte und das DVD-Laufwerk geringfügig(!) leiser sind.)
Solche Dämmmatten gibt es von vielen Herstellern in unzählige Variationen aus Kork (dämmt sehr schlecht), Schaumstoff, Wolle… Die Firma A Conto Noise Magic macht mir dabei mit ihrem Magic Fleece den besten Eindruck (nein, ich arbeite nicht dort und bekomme auch keine Gewinnbeteiligung, aber die Jungs und Mädels dort scheinen auf dem Gebiet des Silent-PCs echt fit zu sein). Siehe hierzu www.noisecontrol.de unter Produktinformationen. Außerdem scheinen die dort wirklich noch zu denken und neue Produkte zu entwickeln. Wo gibt es das heute schon noch? Die meisten schieben im PC-Bereich nur noch Kisten.
Bei der Schallisolierung sollte man darauf achten, dass möglichst keine flüchtigen Giftstoffe verbaut sind (Kleber, Bitumen…) und die Materialien nicht leicht brennbar sind.
Meine Befürchtung bei solchen Schallisolierungen war bisher immer, dass damit nicht nur der austretende Schall gemindert wird sondern auch die Wärmeabfuhr deutlich behindert wird. Das Metall des Gehäuses müsste doch für einen spürbaren Wärmeaustausch mit der Umgebung sorgen – war bisher meine Meinung. Laut Untersuchungen von A Conto gehen über das nicht isolierte Gehäuse jedoch nur 1-2% der Wärme an die Umgebung. Ich kann zwar die 1-2% als Zahlenwert nicht bestätigen, aber ich konnte jedenfalls keine messbare Temperaturerhöhung feststellen, solange keine Lufteinlässe am Gehäuse verschlossen werden. Also spricht in diesem Punkt nichts gegen eine Schallisolierung des Gehäuses.
Falls jemand einen lauten PC hat und hofft, dass er ihn mit einer Dämmung leiser bring: Was einem klar sein sollte ist, dass die Schallisolierung des Gehäuses natürlich nur bei Schall hilft, der auch im Gehäuse entsteht. Bei zu lauten Netzteillüftern und Gehäuselüftern hilft eine Gehäuseisolierung kaum, da die Schallquellen zu nahe an den Öffnungen des PCs liegen.
Systemstabilität
Ob ein System stabil ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Software und Hardware spielen dabei gleichermaßen eine Rolle. Nachfolgend einige Tipps, bei dessen Beherzigung die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, daß man von Guru-Meditations und Blue-Screens verschont bleibt.
- Netzteil ausreichend dimensionieren. 350 bis 400 Watt sind für einen Büro-PC leicht ausreichend.
- Gute Netzteile verwenden, die saubere und stabile Spannungen liefern (siehe Tests in diversen Zeitschriften).
- Kein Overclocking. Auch wenn der PC trotz Overclockings tagelang durchläuft. Es kann nie garantiert werden, dass unter bestimmten Bedingungen nicht doch Probleme auftreten (z.B. bei neuer Hardware oder neue Treiber, bei höheren Temperaturen im Sommer, bei Störungen auf der Netzleitung…)
- Marken-RAMs verwenden, die auch vom Mainboard-Hersteller freigegeben sind.
- Auf ausreichend Kühlung aller(!) Komponenten achten. Dabei auch daran denken, dass im Sommer die Temperaturen schon mal deutlich über 30°C liegen und es im PC entsprechend wärmer wird.
- Nicht jede Software installieren, die einem unterkommt.
- Sehr wichtig: Nicht unbedingt das Neueste vom Neuen verwenden. Ein ausgereiftes BIOS, ausgereifte Firmware und ausgereifte Treiber sind oft Gold wert. Wenn ein Produkt bereits länger auf dem Markt ist, liegen in der Regel auch viele Anwenderberichte vor, anhand derer man sich ein Bild von der Qualität machen kann.